A Memory of the Players in a Mirror at Midnight   Austria   2001

Constanze RUHM  

A Memory of the Players in a Mirror at Midnight ist ein Projekt, das auf eine Reihe von Quellen ? von moderner Literatur bis zum Mainstreamkino ? zurückgreift. Verschiedene Formen visueller und narrativer Architektur werden in ihrem Verhältnis zu zeitgenössischen (Massen)Medien untersucht. Der Titel zitiert ein Gedicht von James Joyce, das sich den kinematografischen Apparat als fantasmatische Projektionsfläche für modernistische Fantasien auffasst. ?Kino? wird hier als ein System einander reflektierender Spiegel beschrieben, in dem die Filmfigur nur mehr als Rückstand (?remainder?) erscheint. Das Gedicht handelt von ?screen memories? auch im Sinne von Freuds Definition der ?Deckerinnerung? (?screen memory?), eine vom Unbewußten produzierte Fiktion, welche wirkliche Erinnerungen traumatischen Ursprungs überdeckt. Erstmals erwähnt Freud das Konzept der ?Deckerinnerung? in der Analyse eines eigenen Traumes. In seiner Beschreibung betont er den Umstand, dass dieser Traum ihm in ?grellem Technicolor? erschienen sei.

Im Zentrum des Projekts steht der Film Eyes of Laura Mars (Regie: Irving Kershner, USA 1978). Faye Dunaway ist Laura Mars, eine Modefotografin, die mit expliziten, gewalttätigen, sexuell aufgeladenen Fotografien Bekanntheit erlangt hat. Sie beginnt, aus der Perspektive eines mysteriösen Killers gewalttätige Mordszenen zu halluzinieren. Diese Halluzinationen werden immer obsessiver, um schließlich in der Vision ihres eigenen Todes zu kulminieren.

Eine Reihe architektonischer Sequenzen dieses Thrillers werden mittels eines Architekturprogramms rekonstruiert, und durch ein Verfahren digitaler Montage zu einer räumlichen Erzählung zusammengefügt. Eine Kamerafahrt durch diese Räume wird vom ?voice over? einer ?multiplen? Persönlichkeit, die ihre ?Geschichte? erzählt, begleitet. Diese Geschichte besteht aus einer losen Folge von ?screen memories? verschiedener weiblicher Filmfiguren. Obwohl es Laura Mars ist, die spricht, so gehören doch manche Erinnerungen Rachael aus Blade Runner (Ridley Scott, USA 1982), Nana aus Vivre sa vie (Jean-Luc Godard, F 1962) manche Beobachtungen macht Giuliana in Deserto Rosso (Michelangelo Antonioni, I 1964), oder Alma in Persona (Ingmar Bergman, S 1966). Diese Figuren, von ihren Autoren und Regisseuren als ?women as symptoms? be- und geschrieben, werden aus ihrem ursprünglichen Script entlassen, um so mit ihren eigenen Stimmen eine andere, neue Geschichte zu erzählen.

?Kino? wird hier nicht als Projektionsapparat, sondern als System aufgefasst, das aus verschiedenen Sprachen ? Script, Architektur, Performance, Sound etc - besteht. Außerhalb des Kinos als eines modernistischen Paradigmas, aber dennoch innerhalb kinematografischer Diskurse angesiedelt, suggeriert ?A Memory...? eine fortdauernde Erzählung über fiktive und reale Raumordnungen und Blickdispositive. Die Arbeit fokussiert auf die Veränderung des Blicks im Verhältnis zum Betrachter/zur Betrachterin, und zur scheinbar objektiven Perspektive der Kamera. Die Geschichte entwickelt sich über architektonische Sequenzen. Architektur und Erzählung werden hier zu Kulissen, zu einem Set, in dem das "Unsagbare" erscheinen kann.


Ausstellungen

A Memory of the Players in a Mirror at Midnight, 2001

Entwistle Gallery, London, Great Britain

A Memory of the Players in a Mirror at Midnight, 2001

Kerstin Engholm Galerie, Wien, Austria

Limits of Perception, 2002

Fundación Joan Miró, Barcelona, Spain

Spezifikationen

24min stereo Farbe PAL

Technisches Protokoll

Computeranimation (3D; Avid Softimage); Media 100 (Postproduktion); Betacam (Master)

Video via Monitor; drei Fotografien; Wandzeichnungen; Tischdisplay mit Abbildung der architektonischen Konzeption der Räume aus "A Memory of the Players at Midnight"; Script.

Mitarbeit

Stimmme: Melinda May; Kamera: Peter Gstach (Zone Wien);
Schnitt: Marc Thoma; Audio Produktion: Dietmar Schipek;
Tonschnitt: Otto Kränzler; 3-D Modelle und Animationen: Constanze Ruhm; Mitarbeit Abwicklung und Rendering: Kay Fricke, Christine Zartmann (ZKM, Karlsruhe ); Datentransfer: Creativ Video Wien; Nachbearbeitung: haus O., Künstlerhaus Stuttgart; Titel: James Joyce.

Produktion

Constanze Ruhm

Förderung

Künstlerhaus Stuttgart; Entwistle Gallery, London; Kunstförderung des Bundes, Österreich

Edition

Sammlung des Niederösterreichischen Landesmuseums St. Pölten, Austria

Copyright

Constanze Ruhm

Sichtungskopie

Niederösterreichisches Landesmuseum, St. Pölten; Galerie Kerstin Engholm; Medienkunstarchiv Wien

Constanze Ruhm at Entwistle Gallery, GB
Patricia Grzonka in Profil, im Januar 2001: Erinnerungs-Bilder
A Memory of the Players in a Mirror at Midnight