Buschor lebt!   Austria   1987 - 89

Nicolas EDER   Matta WAGNEST  

Welche Instrumentarien helfen uns, etwas von der Welt zu erfahren? Wie konstituiert sich ein Bild der Realität? Was können wir über die Vergangenheit wissen?
Sieben Teile (sieben Videobänder) umfasst diese Werkgruppe von Matta Wagnest und Nicolas Eder, die sich alle auf unterschiedliche Weise mit dem übergeordneten Thema Archäologie befassen. Entstanden ist sie im Laufe einer mehrjährigen Beschäftigung mit Fragen des Wissens, fertig gestellt wurde die Arbeit schließlich für die Ausstellung ?Gefunden ? Kunst und Archäologie?, die im Sommer 1988 in Schloss Ottenstein in Niederösterreich gezeigt wurde. Der Titel spielt auf das Leben des deutschen Archäologen Ernst Buschor an, der in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts in München gelehrt hat und einer der einflussreichsten Archäologen seiner Zeit war. Die Auseinandersetzung mit diesem Forscher allerdings bleibt auf einer formalen Ebene abstrakt. In den einzelnen Videos, die sich auch produktionstechnisch voneinander unterscheiden, werden jeweils verschiedene Aspekte einer ?Archäologie des Wissens?, um ein Referenzschlagwort von Michel Foucault zu benutzen, beleuchtet. Während in Video 1 ?Forschen? am Computer bearbeitete Gesichter mit geometrischen Figuren und mathematischen Formeln überblendet werden, zeigt ?Feldern? (Video 2) alte Dokumentaraufnahmen einer Pyramide oder Video 5 Found-Footage Material einer Industrieanlage, zu denen eine männliche Stimme einen Text über Arbeiter und Arbeitsverhältnisse verliest. Dieses relativ aufwändige Werk, auch was das beigezogene Recherchenmaterial betrifft, ist vielleicht am ehesten mit einem filmischen Essay in der Art einer Godard´schen Stimmungs-Assoziation zu vergleichen: ohne konkrete Fakten zu erwähnen, wird hier eine vage Ahnung von Aspekten der Vergangenheit vermittelt. Video 7 schließlich handelt von letzten Dingen: Ruhe, Ruinen, Gräber ? obwohl Buschor lebt, spielt sich hier eine Art Endzeitdrama ab. So kann die mehrteilige Videoarbeit ?Buschor lebt!? als ein Versuch bezeichnet werden, die Komplexität des vermittelten Wissens als etwas Allgemeines zu erfassen ? in der Unbestimmtheit und Vagheit dieser Demonstration verlagert sich der Schwerpunkt der Arbeit auf Atmosphärisches und deutet damit auch auf eine Kapitulation vor eben dieser Komplexität oder Vielschichtigkeit. (patgrz)


Spezifikationen

mono Farbe PAL

Technisches Protokoll

7 U-matic Bänder Low unterschiedlicher Längen und Datierungen:
1: Forschen, 1988 (6:45 min.)
2: Feldern, 1988 (1:37 min.)
3: Erzählen, 1987 (2:50 min.)
4: Blasen 1988 (1:30 min.)
5-7: o.T., 1989 (55 sec., 2:20 min., 2:15 min.)

Mehrteilige Videoinstallation; Found Footage-Material, Animationsprogramme

Copyright

Matta Wagnest/Nicolas W. Eder

Sichtungskopie

Niederösterreichisches Landesmuseum, St. Pölten