Der Postraum/Ich interessiere mich für Kunst   Austria   1992

Kurt RYSLAVY  

Die vier Videobänder, die zusammen als Vierkanal-Installation unter dem Titel ?Der Postraum? zu sehen sind, repräsentieren die Dokumentation einer Art Performance am Eröffnungsabend einer Ausstellung von Kurt Ryslavy in der bekannten Galerie Stadtpark in Krems. Der Künstler, der zum Ausstellungszeitpunkt 1992 bereits seit sechs Jahren in Belgien lebte, verwies mit dieser Ausstellung ganz allgemein auf zwei verschiedene Aspekte der Produktion von Kunst: auf die eigentlichen ?Werke?, die bei Ryslavy u.a. aus der Weiterführung seiner ?Rollaquarelle? bestanden, sowie auf die Ausstellungssituation in der Galerie selbst, indem diese zum eigentlichen Gegenstand der Ausstellung erklärt wurde. Die Besucher der Vernissage waren gleichzeitig die Akteure in den vier Videos: Leute, die vorübergehen, die sich an der Kamera vorbeibewegen, stehen bleiben, jemanden begrüßen, ein Glas Weißwein trinken und weiter schlendern - eine typische Vernissagensituation. Plötzlich geht das Licht aus, und jemand beginnt im Dunkeln zu sprechen, erklärt einerseits die Ausstellung, stellt andererseits Überlegungen über seine ?Berufsauffassung? als Künstler an, der heute vielmehr Unternehmer als Kreativer sei. Kurt Ryslavy hat mit dieser Arbeit, in der er mit Witz und Ironie das Feld der Kunst - den so genannten Kunstbetrieb - und dessen Protagonisten selbst aufs Podest der Auseinandersetzung hob, einen vielschichtigen Kommentar zum zeitgenössischen Kunstgeschehen vom Anfang der 1990er Jahre abgegeben. Wenn der Redner gegen Schluss seines Statements bemerkt, dass ?der aktive Beitrag des Rezipienten? den Gegenstand der Kunst, das ?Nach-Bild? erst konstituiert, so bedeutet dies hier auch, dass in dieser Konzeption das ursprüngliche Kunstwerk in seiner Funktion abgedankt hat.
(Patricia Grzonka)

Konzept zur Ausstellung von Kurt Ryslavy:
?Zentrale Darstellung des Postraumes ist ein simulierter kurzer (120 Sek.) Stromausfall während der Eröffnung der Ausstellung ? währenddessen sich dem Besucher automatisch in der Dunkelheit das Nachbild des Raumes, in dem er sich befindet, aufdrängt, bzw. er in der Folge den Raum aktiv imaginiert. Der Nachbildeffekt beim plötzlichen Eintritt der Dunkelheit wird verstärkt durch eine vorhergehende Überbeleuchtung des Raumes. Diese kurze Zeit der Dunkelheit benützt der `Künstler` zu einem Statement (das Statement wird in der Dunkelheit in Wahrheit von einem professionellen Sprecher, ganz klar verständlich und publikumswirksam, in der Ich-Form vorgetragen) zum Wort `Postraum` unter Hinweis auf die ausgestellten Werke. Dieser Vorgang wird von vier jeweils auf einem Stativ fix vor einer der vier Wände (`Saal`) installierten (einfachen) Videokameras aufgenommen und ca. zehn Minuten vor und zehn Minuten nach dem `Stromausfall`.?


Ausstellungen

Der Postraum, 1992

Galerie Stadtpark, Krems (NÖ), Austria

Spezifikationen

32min stereo Farbe PAL

Technisches Protokoll

Vier Videobänder VHS ungeschnitten; eines mit Stereokanalton, drei ohne Ton; 4 Monitore (Nordmende), Abspielgeräte (Philips)

Videoinstallation: 4 Monitore auf Sockel, mit Bildschirm zueinander; Dokumentation der Eröffnung der Ausstellung "Der Postraum" in der Galerie Stadtpark in Krems, aufgenommen am 25. Oktober 1992.

Mitarbeit

Reinhard Hauser (Schauspieler)

Produktion

Kurt Ryslavy

Edition

Edition

Copyright

Kurt Ryslavy

Sichtungskopie

Niederösterreichisches Landesmuseum, St. Pölten

Stegreif-Statement des Künstlers/Text des Redners in der Ausstellung