Cut 1/2   Austria   1991

Gundi BERGHOLD  

Cut 1/2 ist eine von rund 25 Videoskulpturen, die Gundi Berghold insgesamt entworfen und realisiert hat. Mit dieser Werkkategorie, die typisch war für die beginnenden 1990er Jahre, hat sich das Medium Video abgekoppelt von den früheren Versuchen, im Medium selbst über die eigenen Bedingungen zu reflektieren, und es setzte ein neues Verständnis von Video in Bezug zu skulpturalen Objekten ein. Die Zeichenhaftigkeit von geometrischer Architektur stellt bei Cut 1/2 den Konnex zum Umraum der Arbeit her, wobei verschiedene Polaritäten wirksam werden: der Unterschied von Materiellem zu Nichtmateriellem, von der Präsenz eines rohen Metalls zur scheinbaren Immaterialität von Licht, von Flüchtigkeit und Vergänglichkeit zu etwas länger Bestehendem. Dies sind nicht nur klassische Themenbereiche der Kunstgeschichte, sondern ebenso erfolgt daraus für den Rezipienten eine meditativ geprägte Grundstimmung der Arbeit ? dies ebenfalls in Analogie zu historisch erfolgreichen Rezepturen von Kunstwerken.

Das Grundgerüst von Cut 1/2 ist eine Eisenkonstruktion von über zwei Metern Durchmesser, die auf dem Boden liegt. Diese Struktur wird an einer Stelle unterbrochen, an der zwei Monitore einen Lichtimpuls als Signalempfänger abgeben, über die eine quasi immaterielle Schließung des Kreises suggeriert wird. ?Interessant wird es, wenn so ein Fernsehgerät nicht mehr nur ein Vorführgerät für Video oder Filmproduktionen ist oder zur Überwachung dient, sondern in seiner Verwendung eine neue Bedeutung bekommt und dadurch Ausdehnung erfährt und ermöglicht. Z.B. kann es ein ?Sichtbarmacher? von Lichtbahnen sein, indem kurz ein Lichtpunkt auf den Bildschirmen auftaucht, der eine Kreisbahn beschreibt, die schon in der Eisenkonstruktion angedeutet ist. ? Eisen in Form von Stahlformrohren kristallisierte sich als archaischer Vertreter des vergänglichen Materiellen heraus, und das Medium Video zeigte sich in seiner minimalistischen Form der Bewegung als ideale Ergänzung, um zwei scheinbar grundverschiedene Ausdrucksformen miteinander kommunizieren zu lassen.? (Gundi Berghold im Gespräch mit Hannelore Kersting, Katalog Gundi Berghold, Städtisches Museum Abteiberg Mönchengladbach, 1996).
(Patricia Grzonka)


Ausstellungen

Einzelausstellung Gundi Berghold, 1991

Blau-Gelbe Galerie, NÖ Landesgalerie, Wien, Austria

Objekt Video, 1996

Landesgalerie Oberösterreich, Linz, Austria

Spezifikationen

kein Ton Farbe/SW

Technisches Protokoll

Computer Amiga, zwei Kontrollmonitore direkt vom Computer angesteuert, Animationsprogramm, digitale Signale

Videoinstallation, Computeranimation auf zwei Monitoren; Kreisskulptur aus rohem Eisen, 210 cm Durchmesser

Mitarbeit

Christine Meyerhofer (Animation); Schlosserei Orman (Eisengerüst)

Produktion

Gundi Berghold

Förderung

Niederösterreichische Landesgalerie

Copyright

Gundi Berghold

Sichtungskopie

Niederösterreichisches Landesmuseum, St. Pölten

Cut 1/2 von Christian Rapp