Tacit Surveillance   Austria   1992

Margot PILZ  

?Tacit Surveillance gibt den Raum frei für einen von mir erschaffenen und erdachten Raum.? ?Tacit Surveillance artikuliert, dass die Beobachter selbst ein Teil des Systems sind, das sie beobachten.? (Margot Pilz)

Margot Pilz´ Videoinstallation Tacit Surveillance ist eine Raumarbeit mit einem Spiegel und vier Monitoren, auf denen jeweils ein Endlosband mit einer Computeranimation des amtlichen Telefonbuchs (ATB) der Stadt Wien zu sehen ist. Der um die eigene Achse rotierende Spiegel, der durch einen Motor angetrieben wird, reflektiert die Botschaften des Videos, bearbeitete Einträge aus dem öffentlichen Telefonregister, kenntlich als Ziffern und Buchstaben. In der losen Abfolge von Nummern und deren Namen aber lassen sich auch gewisse Symmetrien und Asynchronizitäten des gesellschaftlichen Lebens erkennen: Wenn beispielsweise Vor- und Nachnamen die unterschiedliche kulturelle Herkunft eines Menschen oder einen migrantischen Hintergrund erahnen lassen. Die Arbeit ist als ?Work in Progress? entstanden und wurde von Margot Pilz als Vorstudie zu ihrer großen Videoskulptur U-Turn 1 konzipiert, bei der sie das Thema der virtuellen soziologischen Betrachtung der Bevölkerung Wiens noch einmal in erweiterter Form aufgegriffen hat. Margot Pilz zählt in Österreich zu den ersten Künstlerinnen überhaupt, die bereits in den 1980er Jahren für ihre Arbeit Computer und Computeranimationen verwendeten und die diese Medien in ganz unterschiedlichen Kontexten einsetzten. Die Technik diente hier hauptsächlich zur illustrativen Bearbeitung eines bestimmten ? psychologischen, soziologischen oder umweltkritischen - Themas und war selten Selbstzweck. Allerdings erscheint für die intendierten Inhalte die Verwendung von digitalisierten Daten auch nicht unbedingt zwingend, eine andere künstlerische Form als die gewählte müsste denkbar sein.
(Patricia Grzonka)


Ausstellungen

Die Auflösung der Fotografie - Der kalte Raum, 1992

Blau-Gelbe Galerie, NÖ Landesgalerie, Wien, Austria

Spezifikationen

45sec kein Ton Farbe PAL

Technisches Protokoll

Video VHS (Master), animiertes Video mit bearbeiteten Auszügen aus dem Wiener Telefonbuch (erster Teil der ATB-Datenbank, bis Buchstabe K); Computer Amiga, Paint-Programm

mehrteilige Videoinstallation: vier Monitore, Abspielgerät, Tape der animierten ATB-Datenbank, rotierender Spiegel (200 cm mal 60 cm), Motor

Produktion

Margot Pilz

Copyright

Margot Pilz

Sichtungskopie

Niederösterreichisches Landesmuseum, St. Pölten