Psychonautic   Austria   1986

Konrad BECKER  

Auf dem Höhepunkt des Diskurses über die ?Medialität? der Bilder Mitte der 1980er Jahre schuf Konrad Becker mit ?Psychonautic? einen frühen Gegenentwurf zum Kult der Produktion von technischen Bildern. Mit ?primitiver? Musik und tribalistischen Auftritten wird eine dumpfe, archaisch organisierte Früh- oder Unterwelt beschworen, die scheinbar im Gegensatz zur glatten Oberfläche der gerade einsetzenden industrialisierten Video- und Videoclipproduktion steht.
?Psychonautic? besteht aus den drei Perfomances ?Wissenschaftliche Sensationen?, ?Parzival? und ?Barbarische Riten? aus den Jahren 1983-85, die durch ein gemeinsames Motiv bestimmt sind. Die Videos zeigen Mitschnitte von Punk/Noise-Konzerten mit sehr spezieller Bühneninszenierung, in denen Konrad Becker als Sänger und Performer auftritt. Die Bühne ist als urbane Graffitti-Zone durchgestylt, die stark an die strenge 1980er Jahre Ästhetik eines Keith Haring erinnert, zitiert aber andererseits auch urzeitliche Höhleninterieurs oder ägyptische Ornamentik. Vor diesem Hintergrund vollzieht sich der Auftritt Beckers, bzw. des theatralischen Spektakels (wie im Falle von Parzival mit einem Stoff aus der christlich-abendländischen Hochkultur). Durch kurze Schnitte und durch den Einsatz von einfacher Computergraphik entsteht im Video der schnell wechselnde Rhythmus, bei dem die Einzelbilder- und Einstellungen vom betrachtenden Auge oft gar nicht rezipiert werden können. Mit deutlich ironischem Unterton werden in ?Psychonautic? populärkulturelle oder fest verankerte Allgemeinmythen einer symbolischen Neudeutung unterzogen: ?Symbolmanipulation auf einer psychosozialen Ebene? (Konrad Becker). Die zu Grunde liegenden Themen werden hier kurzerhand zertrümmert und einer musikalischen und inszenatorischen Resteverwertung unterzogen, die den mythischen Gehalt der Stoffe wieder in ihr Ursprungsgebiet in undefinierte prähistorische Zonen zurückzuführen scheint.
In diesen frühen Arbeiten manifestiert sich bereits das Interesse Beckers an einer Untersuchung der Ursprünge einer ?virtuellen Realität? außerhalb eines Konzeptes von Computern. So gesehen erhält ?Psychonautic? auch den Charakter eines Anti-Manifests zum einsetzenden Mediendiskurs: zusätzlich zu den analogen Bildern wird für die Bühnengestaltung selbst ?old-school? handwerkliche Malerei eingesetzt. Zum Tragen kommt dabei auch eine unmittelbare Punk-Attitüde, die durch die Direktheit des Ausdruck einen kritischen Kommentar zu einer kulturellen Situation herausfordert.
(Patricia Grzonka)


Ausstellungen

Präsentation Blau Gelbe Galerie, 1986

Blau-Gelbe Galerie, NÖ Landesgalerie, Wien, Austria

Spezifikationen

33min stereo Farbe PAL

Technisches Protokoll

U-Matic SP (Aufnahme), Video VHS (Kopien); Computergraphik

Aufzeichnungen von drei Konzerten / Performances: Wissenschaftliche Sensation (Science Fiction-Pop), Parzival (1983, Szene Wien), Barbarische Riten (1985); weitere Formate / Aufnahmemedien: Video VHS, diverse analoge Synthesizer, Commodore C64

Produktion

Konrad Becker

Postproduktion

Konrad Becker

Sichtungskopie

Niederösterreichisches Landesmuseum, St. Pölten

Ritual, Spiel und Realität