Raumsehen und Raumhören   Austria / Netherlands   1974

VALIE EXPORT  

"Bild Video", "Zeitskulptur - Raumskulptur", "Zeitplastik - Raumplastik - Melodie"; Videodokumentation und Videoperformance
Darstellerin: VALIE EXPORT

"Ausgangsmaterial ist ein einzelner, sich periodisch wiederholender Ton, der in einem Synthesizer erzeugt wurde. Es sollte nicht die Illusion einer sich im Raum bewegenden Schallquelle erzeugt werden, vielmehr bewegte sich der Ton in einem imaginären Bezugsfeld nach folgendem Schema: Optisch: NAH - Akustisch: LAUT und SCHNELLE TONREPETITION Optisch: FERN - Akustisch: LEISE und LANGSAME TONREPETITION. Dem Seitenwechsel LINKS/RECHTS entspricht eine leichte Klangfarbenänderung. Bei Bildteilung hört man gleichzeitig zwei Tonrepetitionen. Im zweiten Teil des Tapes werden die vier verschiedenen Stufen der scheinbaren Distanz vom Betrachter zum abgebildeten Objekt aus psychologischen Gründen nicht durch Lautstärkenunterschiede deutlich gemacht. Vielmehr wird durch Filterung jeweils einer der vier ersten Obertöne des Grundklangs besonders deutlich hörbar." (Christian Michelis zur Videoperformance Raumsehen und Raumhören)

Nach VALIE EXPORTs eigenen Worten ist das Thema von ?Raumsehen und Raumhören? ?der Körper im Raum?. Anders allerdings als in den bekannten (fotografischen) Arbeiten der ?Raumkonfigurationen?, die um die selbe Zeit oder etwas früher entstanden sind und in denen der weibliche Körper sowohl im geometrischen Raum als auch im sozialen Umfeld situiert wird, behandelt ?Raumsehen und Raumhören? die Beziehung zwischen Körper und Raum abstrakter, als strukturelle Studie zur Wahrnehmung von parallelem Bild und Ton. (Ein Prozess, der in der Psychologie als Synästhesie beschrieben wird.) Das Video setzt eine bewegungslose Figur in einem Raum zu vier verschiedenen Kamerapositionen und vier verschiedenen Synthesizertönen zueinander in Beziehung. Wir sehen die Künstlerin, wie sie den Kameras frontal und ruhig gegenüber steht. Scheinbare Bewegung entsteht durch das Splitting der Bilder, die bereits mit der Aufnahmetechnik realisiert wurde. So werden der Statik des Körpers im Raum die dynamischen Möglichkeiten des technischen Apparats (des Mediums Video) gegenüber gestellt. Die Arbeit steht in der (u.a. durch EXPORT mitgegründeten) Tradition des Sichtbarmachens des Mediums durch seine eigenen Determinanten. Was wir heute sehen, ist die Konservierung einer einmaligen Performance im Kölnischen Kunstverein, die einen klar umrissenen zeitlichen Ablauf hatte. Auf den ersten Blick weniger prominent erscheint die Lokalität als solche, die bei genauerer Betrachtung jedoch in ihrer Bedeutung ? Thema ist ?der Körper im Raum? ? erst recht in den Vordergrund rückt. Was für die physischen Funktionen des Körpers gilt, gilt auch für dessen soziale Stellung: Letztlich wird auch die gesellschaftliche Position eines Körpers (eines Künstlers) durch einen symbolischen Ort, wie ihn ein Kunstverein repräsentiert, mitbestimmt. (Patricia Grzonka)


Ausstellungen

Projekt 74, 1974

Kölnischer Kunstverein, Köln, Germany

Spezifikationen

20h stereo SW PAL

Technisches Protokoll

Sony U-matic Low (Aufnahme; Master)

Aufnahme einer Live-Performance (einmalige Aufführung) im Kölnischen Kunstverein im Rahmen von "Projekt 74". VALIE EXPORT befindet sich an vier verschiedenen Positionen im Raum, dazu Live-Frequenztöne eines Synthezisers.

Mitarbeit

Christian Michelis (Ton)
Rotterdamse Sichting, The Netherlands (Kamera)
Bernhard Riff (Videostill)

Produktion

Rotterdamse Sichting / Projekt 74

Copyright

VALIE EXPORT

Sichtungskopie

Generali Foundation Wien

Zur Videoperformance Raumsehen und Raumhören / Text VALIE EXPORT