Aktion Nummer 61   Austria   1978

Hermann NITSCH  

Die Aufführung der 61. Aktion von Hermann Nitsch beim Internationalen Performance Festival in Wien endete vorzeitig durch das Einschreiten der Polizei. Begründung für die Alarmierung durch die Nachbarn am Aufführungsort in der Köllnerhofgasse war der offenbar entstandene Lärm, sowie der Umstand, dass im Laufe der Aktion Tierinnereien auf der Strasse gelandet waren. Nitsch, Vertreter des Wiener Aktionismus, dirigierte und kontrollierte das Spektakel im Sinne der von ihm selbst seit 1957 entwickelten Gesamtkunstwerksidee des Orgien-Mysterien-Theaters.

Performance-Protokoll:
Volksmusik. Hermann Nitsch, der an der linken Hand einen gelben Handschuh trägt, steht neben dem geschlachteten Schaf. Zwei Akteure (mit weißem Hemd) tragen eine Bahre herein, auf der ein Mensch liegt, der mit einem weißen Leintuch bedeckt ist. Die Bahre wird mit einer durchsichtigen Flüssigkeit begossen (Wasser?), das Schaf mit roter (Blut?). Akteure tragen eine zweite Bahre herein, ohrenbetäubender Orgelsound dabei. Dann werden die Leintücher von den Bahren gezogen. Ein Mann liegt da, nackt, auf den Geschlechtsteilen die Innereien des geschlachteten Schafs. Er trägt eine Augenbinde und wird mit Blut begossen und wieder hinausgetragen. Ein zweiter Mann wird an Armen und Beinen mit Stricken festgebunden, auch er trägt eine Augenbinde, später wird er mit Wasser begossen. Jetzt müssen die Akteure blind aufeinander liegen, während weitere Helfer weitere Innereinen in das tote Schaf stopfen. Die Bahre mit den zwei Leibern wird hinausgetragen.

Zweiter Teil: Das geschlachtete Schaf hängt vor einer aufgespannten, weißen Leinwand im Raum. Vor dieser sitzt ein junger, nackter Mann mit Augenbinde (man hört ein Pfeifen und spürt eine gewisse Unruhe, Protest gegen die eindringende Polizei?), Nitsch und Leute aus dem Publikum gießen mit kleinen Reagenzgläsern Blut über den Tierkörper. Abbruch/Schnitt/Text: ?An dieser Stelle wurde die Aktion von der Polizei abgebrochen.?

Die Aktion von Hermann Nitsch war aufgrund des Polizeieinsatzes vor allem in der Boulevardpresse eine der meistrezipierten des ganzen Festivals. Die Kommentare, die den ?Skandal? beschrieben, waren allerdings schon damals von derselben Uninspiriertheit wie heute auch noch und brauchen deshalb nicht wiedergegeben zu werden. (patgrz)


Ausstellungen

Internationales Performance Festival 1978

Galerie H, Graz (ST), Austria

Österreichischer Kunstverein, Wien, Austria

Spezifikationen

12min stereo Farbe PAL

Technisches Protokoll

Sony U-matic 3/4 inch (Aufnahme; Master)

Live-Performance vom 25. April 1978 im Österreichischen Kunstverein, Köllnerhofgasse 6, Wien, im Rahmen des Internationalen Performance Festivals; ein totes Schaf, Tierblut, Holzkreuze, Akteure, Sound

Produktion

MAZ-Technik Wien

Förderung

Humanic

Edition

Österreichischer Kunstverein (1978)

Copyright

Galerie H (Humanic), Graz

Sichtungskopie

Galerie Krinzinger, Wien

Zum Internationalen Performance Festival 1978 / Organisation und Programm