Gesten auf Klavier   Austria   1978

Giuseppe CHIARI  

?My work as a whole is made of several pieces which have no life by themselves.?
(Giuseppe Chiari)

Solo Musik-Performance

Performance-Protokoll:
Vorletzter Tag des Wiener Performance Festivals, letzter Auftritt um 22 Uhr abends im Kunstverein in der Köllnerhofgasse. Giuseppe Chiari betritt den Aufführungs-Raum, er trägt einen dunkelblauen Rollkragenpullover und eine dunkle Hose, das Publikum hat bereits Platz genommen. Er setzt sich an den Flügel und beginnt zu spielen. Schnitt auf Hände und Tastatur des Klaviers. Dem Spiel liegt eine Art körperbezogene Partitur zugrunde, die auf losen "Notenblättern" aufgezeichnet ist. Auf diesen Blättern aus Papier sind schematische Handlungsabläufe skizziert, nach denen gespielt, oder vielmehr, der Körper eingesetzt wird. Die Zeichnungen liegen lose auf dem Flügel, wenn eine Handlung ausgeführt ist, wird das Blatt zu Boden geworfen. Es scheint sehr viel Amüsement dabei zu sein, sowohl vom Akteur her, als auch von Seiten des Publikums. So werden Ellbogen, der ganze Arm, oder eben nur einige Finger für den Ablauf des Stückes gebraucht. Chiari erhebt sich zwischendurch vom Sessel, umschreitet den Flügel oder klopft rhythmisch auf den Klavierrahmen.

"Gesten auf Klavier" ist eine frühe Komposition Chiaris aus dem Jahr 1962. Bis in die 90er Jahre wurde das Stück an internationalen Festivals und auf Konzertreisen immer wieder aufgeführt. Die minimalistischen Performance-Instruktionen sehen vor, dass der Spieler vor einem Klavier Platz nimmt und in einer "unaufmerksamen" Haltung sein Spiel beginnt, was, je nach "Mindset" des Performers, zu sehr unterschiedlichen Interpretationen führen kann, wobei abenteuerliche und humorvolle Momente im Laufe einer Aufführung nichts Aussergewöhnliches darstellen. Wenn man die "Geste" allgemein, so wie es Villem Flusser getan hat, als "Phänomen unseres aktiven In-der-Welt-Seins" versteht, dann stellt "Gesten auf Klavier" so etwas wie eine prototypische Performancesituation dar, in der die Entwicklung des Gestus als performative Intervention in das Kunstwerk als autonomes Konstrukt eingebunden wurde. (patgrz)

"Die Kunst ist leicht, aber um das zu sagen, muss ich eine Geste schwieriger Kunst machen."

?The pieces are fragments and each work is formed by ten, twelve, a hundred fragments.? (Giuseppe Chiari 1971)


Ausstellungen

Internationales Performance Festival 1978

Galerie H, Graz (ST), Austria

Österreichischer Kunstverein, Wien, Austria

Spezifikationen

28min stereo Farbe PAL

Technisches Protokoll

Sony U-matic 3/4 inch (Aufnahme; Master)

Live-Performance vom 29. April 1978 im Österreichischen Kunstverein, Köllnerhofgasse 6, Wien, im Rahmen des Internationalen Performance Festivals; Innenraum, Bösendorfer Flügel, Zeichnungen (Papier), Publikum

Produktion

MAZ-Technik Wien

Förderung

Humanic

Edition

Österreichischer Kunstverein (1978)

Copyright

Galerie H (Humanic), Graz

Sichtungskopie

Galerie Krinzinger, Wien

Zum Internationalen Performance Festival 1978 / Organisation und Programm