Einige Lieder rückwärts   Austria / U.S.A   1978

Laurie ANDERSON  

Einen der Höhepunkte des Wiener Performance Festivals bildete der Auftritt von Laurie Anderson. Als eine der Protagonistinnen der New Yorker Kunstszene der siebziger und achtziger Jahre war Anderson auch in Europa bereits 1978 sehr bekannt. Ihre seit Anfang der siebziger Jahre praktizierten unkonventionellen Überschreitungen von verschiedenen Genres der Popmusik (New Wave, Punk, US-Traditionals) mit der bildenden Kunst, prägten einen eigenen Begriff von Performance, bzw. eine Neubelebung der Performance-Kunst als "Post Performancism". Ihre Auftritte waren denn auch immer eine Mischung aus Konzert, szenischer Lesung, Multimediashow und mündlicher Erzählweise. Anderson spielte in Wien "Einige Lieder Rückwärts", so der Titel der Aufführung im Österreichischen Kunstverein.

Performance-Protokoll:
Der Mitschnitt beginnt mitten in der Performance. Alles dunkel. Anderson erzählt auf englisch eine Geschichte von Begebenheiten in früheren Leben. Sie bittet um Licht: ein Spot erhellt die Bühne, wo Laurie Anderson auf einem einfachen weissen Klappstuhl vor einem Mikrophon sitzt. Sie trägt ein weisses Hemd, ein weisses Jackett und eine beige Hose und beginnt auf einer ebenfalls weissen Geige ein Instrumentalstück zu spielen. Erzählt wird die Geschichte einer Handleserin, die immer alles falsch deutet. Ein Ort, voll von arabischen Zeitungen und Zeitschriften, und evtl. sei das Handleseproblem ein Seitenleseproblem gewesen. Dann nimmt Anderson eine schwarze Geige und spielt stehend den nächsten Song. Projektionen von Texten an der Rückwand, Sprachrückkopplungen ab Band. Nun liest Anderson einen Text in deutsch: ein Doktor fragt, warum sie nicht die Geige mit der andern Hand spiele? Sie dachte: wenn ich so spiele, klingt es wie ein anderes Instrument. Spielt wieder. Klang eines Blasinstruments. Dann Text mit Geigenbegleitung, eine Art Liebeslied: "I wanted you and I couldn´t find you." Schliesslich Song for Eskimos, dessen Text auf US-Mythologien anspielt. ?Last night I had a dream that I was sleeping.? Gospelsong: ?Say what you mean and mean what you say.?
Schluss der Aufführung
Sequenzen von Publikum im Foyer

In dieser Performance verwendet Anderson bereits Elemente, die in United States: Part II, Americans on the Move von 1979 verarbeitet werden, Andersons größtem Performance-Zyklus. So z.B. verschiedene Träume, aber auch wörtlich die Sequenz: ?I wanted you ? and I was looking for you but I couldn´t find you . .? Insgesamt allerdings war Andersons Auftritt in Wien von lockerem Entertainmentcharakter, die visionär-apokalyptischen Inhalte ihrer späteren Performances fehlten hier. Der ?Liederabend? war viel eher orientiert an Andersons früherer Arbeit ?Four Instants?.
(patgrz)


Ausstellungen

Internationales Performance Festival 1978

Galerie H, Graz (ST), Austria

Österreichischer Kunstverein, Wien, Austria

Spezifikationen

44min stereo Farbe PAL

Technisches Protokoll

Sony U-matic 3/4 inch (Aufnahme; Master)

Live-Performance am 27. April 1978 im Österreichischen Kunstverein, Köllnerhofgasse 6, Wien, im Rahmen des Internationalen Performance Festivals; Instrumente, Verstärker, Vocoder, Sound, Stimme, Dia-Projektion

Produktion

MAZ-Technik Wien

Förderung

Humanic

Edition

Österreichischer Kunstverein (1978)

Copyright

Galerie H (Humanic), Graz

Sichtungskopie

Galerie Krinzinger, Wien

Laurie Anderson zu ihrer Arbeit
Zum Internationalen Performance Festival 1978 / Organisation und Programm