de nada   Austria / Spain   1981

Heimo ZOBERNIG  

Hier 3000 Anschläge über Heimo Zobernigs Video "de nada". "De nada" heißt in der spanischen Umgangssprache "danke", könnte aber auch ein philosophischer Verweis "für nichts" oder "über Nichts" sein. Es ist also nicht leicht, sich den Arbeiten Zobernigs schreibend zu nähern. Als Verweigerung des kunsthandwerklichen Aspekts der zum Zeitpunkt der Produktion des Videos noch als monolithisch fixierten "Avantgardefilmkunst" bietet er hier unter Verzicht auf alle Schnitte ein "Urlaubsvideo" zum Kunstgenuss an. Dieser Genuss kann freilich nur einsetzen, wenn der/die RezipientIn auf die üblichen auf Film angewandten Kriterien verzichten kann und eben jenen Verzicht in einem vom eigentlichen Objekt unabhängigen ästhetischen Kontext als "schön" erleben kann. An der Oberfläche bietet das Video den trostlosen Blick aus einem Hotel- oder Appartmentfenster in Teneriffa, Öffnen und Schließen der Blende, knarzige klassische Musik von einem vor Ort gefunden Tonband und einige Schwenks auf die lapidaren Ereignisse im Zimmer, wo sich mal eine Frau umzieht, mal eine Frau einer anderen die langen Haare macht, mal ein Hund nervös umherläuft und kläfft.

Der Verzicht sowohl auf oberflächliche Komplexität als auch auf Poesie im Sinne der Erzeugung einer diffusen Bedeutsamkeit durch den Einsatz von möglichst einfachen Ordnungssystemen heißt bei Heimo Zobernig zugleich eine Maximierung der inneren Stringenz aller seiner Eingriffe, die nicht nur aus den angebotenen Objekten, sondern auch aus deren historischen, institutionellen und - nicht zuletzt - subjektiven Kontexten besteht. Auf Bedeutungen, die offensichtlich über diesen inneren Zusammenhang seines Werks hinausweisen, verzichtet der Künstler bewusst. Wie er im Gespräch mit Romana Scheffknecht anmerkt, sind ihm selbst kunsthistorische Verweise suspekt. So stehen auch Zobernigs Videoarbeiten in ihrer inneren ästhetischen Stringenz alleine und in diesem und nur in diesem Sinne schön da. Gekonnt versteht es der Künstler philosophische oder historische Interpretationen an den Arbeiten abprallen zu lassen. Das Verweigern von Bedeutung fördert im Gegenzug aber geradezu Interpretationen heraus, die aber immer nur falsch sein können. Hier könnte auch der Schlüssel zu Zobernigs Werk am wahrscheinlichsten verborgen liegen: Der Künstler maximiert seinen eigenen ästhetischen Genuss am vorhersehbaren Scheitern der Exegeten. Die Interpretationen letzterer müssen, weil von den eigenen subjektiven Schemata abhängig, kontingent bleiben. In seiner internen Struktur ist aber Zobernigs Werk tatsächlich nicht kontingent: Alles, von den verwendeten Materialien bis zu historischen Verweisen und Zobernigs eigener Attitüde (er bietet selbst bislang keine Texte über seine eigene Arbeit im Sinne einer Selbstinterpretation an) ist stimmig und wird als gelungen empfunden, obwohl man sich diesen Umstand selbst kaum erklären kann. "Nada" ist also auch hier nichts im Sinne von aufgeblasenem Inhalt, aber alles im ästhetischen Effekt für den Connaisseur. (Raab)


Ausstellungen

Heimo Zobernig, 1989

Galerie Peter Pakesch, Wien, Austria

Spezifikationen

1h 7min stereo Farbe PAL

Technisches Protokoll

VHS

Produktion

Heimo Zobernig

Postproduktion

keine

Edition

Offene Edition

Copyright

Heimo Zobernig

Sichtungskopie

Generali Foundation, Wien

Peter Tscherkassky: PRESQUE RIEN. Zu den Videoarbeiten von Heimo Zobernig
Eva Badura-Triska über "de nada"