E. Zyklop 1   Austria   1989

Helmut RAINER  

Den künstlerischen Einsatz des Mediums Video versteht Helmut Rainer als Einsatz von intertextuellem elektronischen Licht, einem Licht, das genauso ein bewegtes Bild (Leinwand) bezeichnen kann, als auch ein Licht, das über den Monitor hinaus auf die Beschreibung des Raumes und des Objekts als Gestaltungs- und Kommunikationselement besteht.

Die Verwendung von Bildern eines - wie der Titel der Arbeit bereits ankündigt - elektronischen (Ein/Rund) Auges, verweist auf die aktive Beziehung zwischen Licht/Bild und BetrachterInnen, die der französische Philosoph und Kunstkritiker Georges Didi-Huberman so zusammenfasst: "Was wir sehen, blickt uns an." Didi-Huberman spricht in diesem Zusammenhang von einem offenen System - nicht das Bild als dechiffrierbares Gefüge ? la Panofksy sei eine befriedigende Lösung, sondern das Wechselspiel aus Sichzeigen und Entziehen gelte es zu akzeptieren, da das Kunstwerk gleichzeitig präsent und unerreichbar ist. In Rainers E. Zyklop 1 ist Hardware wie Software des Objekts ganz offensichtlich auf eine Kunstbetrachtung angelegt, die auf ein offenes System der Kommunikation ausgerichtet ist: das Objekt hat Augen, es blickt uns an.

E. Zyklop (die Abkürzung E. steht hier für Elektronik) zeigt sich den BetrachterInnen in der Grösse eines durchschnittlichen Homo Sapiens, genauer gesagt in der Grösse des Künstlers selbst. Ein in Augenhöhe platzierter LCD Monitor ist durch zwei dreidimensionale Rahmen - die ihn eingrenzen - als ein Körper mit einer Vorder- und einer Hinterseite definiert. Vier Schraubzwingen halten die Rahmen und wirken gleichzeitig wie die vier Beine des Objekts. Die Bilder, die Rainer auf den LCD Monitor schickt, gehen über dessen Verwendung als elektronische Leinwand hinaus. Die vorproduzierten Bänder gelten als Abbilder einer imaginären Netzhaut. Somit handelt es sich hier also nicht um Bilder, sondern um Codes aus Mustern und Bewegungen. Lichtinhärente Phänomene wie Modulation, Reflexion und Schatten sind die Inhalte, die in Rainers Bändern - durch optische Spots und Videoleuchten auf rotierende Körper - dynamische und immaterielle Bilder erzeugen. (Suess)


Ausstellungen

Helmut Rainer, 1990

Blau-Gelbe Galerie, NÖ Landesgalerie, Wien, Austria

Spezifikationen

10sec kein Ton Farbe PAL

Technisches Protokoll

Animation Amiga 500; Genlock, copiert auf U-Matic Lowband, Analogschnittsystem U-Matic Lowband (Postproduktion); U-Matic Lowband (Master).

Ein Kanal Skulptur: Stahl, anthrazit gespritzt, integrierter LCD (Liquid Crystal Display), 4 Metallschraubzwingen, ein Abspielgerät (VHS),Objektmasse 40 cm x 38 cm x 150cm.

Produktion

Helmut Rainer

Edition

Sammlung des Niederösterreichischen Landesmuseums, St. Pölten

Copyright

Helmut Rainer

Sichtungskopie

Medienkunstarchiv Wien; Niederösterreichisches Landesmuseum, St. Pölten

F.E. Rakuschan in "Manifesto", 1990
Gespräch R. Scheffknecht mit Helmut Rainer, Wien 15. Januar 2001(MKA)