E. Zyklop 2   Austria   1990

Helmut RAINER  

E. Zyklop 2 steht mit abweisend glatter Oberfläche im Raum. Der aus vier mit Zinkblech beschichteten Lammellen bestehende Korpus wird durch sechs Schraubzwingen zusammengehalten. Rainer entwickelte hier eine Modulbauweise, die es einem/einer einerseits jederzeit erlaubt, quasi durch den Zyklopen hindurch zu schauen und andererseits, d. h. von "vorne oder hinten" betrachtet, vermittelt einen massiven Körper vor sich zu haben.

Das "Ein/Rund-Auge" ist präzise in die Vorderseite eingearbeitet und funktioniert gleichzeitig als ein Monitor, der ikonografisch definiert ein Auge darstellt. Helmut Rainers Zyklopen (insgesamt gibt es bisher sechs) sind Skulpturen, die eine Beziehung zwischen BetrachterInnen, Raum, Material und Zeit herstellen. Auf dem Zeitfaktor basiert nicht nur das aus Abbildern einer imaginären Netzhaut bestehende Video, sondern auch die Einbeziehung der BetrachterInnen in die elektronische Decodierung zeitlicher Strukturen. Insofern sind Rainers Skulpturen elektronische Kommunikatoren von Wahrnehmungsprozessen; die Bilder, die Rainer auf den LCD Monitor schickt, gehen über dessen Verwendung als elektronische Leinwand hinaus.

Alles was wir sehen, wird zuvor bruchstückhaft auf der Netzhaut abgebildet. Diese Netzhautprojektionen ergeben bestimmte optische Muster. Wenn nun Bewegungen gesehen werden, ziehen die Lichtmuster über die Netzhaut. Die Art des Fließens bestimmt, welchen Bewegungseindruck wir erhalten. Beispielsweise führen jene Charakteristika von von außen nach innen fließenden Punkten und konzentrisch anwachsenden Projektionsformen über die gesamte Netzhautfläche hinweg, ausschließlich zu der Wahrnehmung, dass wir uns nach vorwärts bewegen. Rainer lässt das Videolicht aus dem Ein/Rund Auge seines E. Zyklopen in der Weise auf die Netzhaut der BetrachterInnen ?pumpen? (Rainer), dass unsere Wahrnehmung stetig mit neuen Illusionen beschäftigt ist.
(Suess)


Ausstellungen

Helmut Rainer, 1990

Blau-Gelbe Galerie, NÖ Landesgalerie, Wien, Austria

Im Licht des Monitors, 1990

Galerie "Zur Glocke", Prag, Tschechien

Künstlerhaus Graz, Graz (ST), Austria

Kunstverein Horn, Horn (NÖ), Austria

Dissipative Inszenationen, 1991

Museum Moderner Kunst, Wien, Austria

Helmut Rainer. E. Zyklopen, 1991

Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck (T), Austria

Objekt versus Raum. Zeitgenössische Bildhauerei aus Österreich, 1992

Centro Cultural Tecla Sala, L´Hospitalet, Barcelona, Spain

Galerie Gerald Piltzer, Paris, France

Museion - Museum für moderne Kunst, Bolzano, Italy

Tallin Art Hall, Tallin, Estonia

Villa Merkel, Esslingen, Germany

Vienne 93, 1993

Centre Cultural Tecla Sala, Barcelona, Spain

Galerie Gerald Piltzer, Paris, France

Kunst aus Österreich 1896-1996, 1996

Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik, Bonn, Germany

Spezifikationen

30sec kein Ton Farbe PAL

Technisches Protokoll

Animation C64 (Commodore), 3-Chip Röhrenkamera (Sony) (Aufnahme), Super 8 Material (color) copiert auf U-Matic Lowband; Analogschnittsystem U-Matic Lowband; U-Matic Lowband (Master).

Ein Kanal Skulptur: Schwarzblechmodule farblos lackiert, integrierter LCD (Liquid Crystal Display), 6 Metallschraubzwingen, ein Abspielgerät (VHS),Objektmasse 27x21x180.

Produktion

Helmut Rainer

Edition

Sammlung des Niederösterreichischen Landesmuseums, St. Pölten

Copyright

Helmut Rainer

Sichtungskopie

Medienkustarchiv Wien; Museum für Moderne Kunst Stiftung Ludwig, Wien; Niederösterreichisches Landesmuseum, St. Pölten

Günther Dankl: "Der Monitor, das Licht und die Skulptur" in "Video 5"
Edwin Lachnit: "Helmut Rainer" in "Objekt versus Raum", MMKSL, 1992
Heidi Grundmann in "Kowanz Mark Rainer - Dissipative Inszenationen"