Skizzen nach dem Motiv der Hecke   Austria   1982

Karl KOWANZ  

Der Blick der Kamera ist unter einen Tisch gerichtet. Zu sehen sind die Beine und Füsse von fünf Menschen, vier Beine eines gelben Tisches und die Spiegelungen der Szenerie im glatten Parkett. Etwa ein Drittel des Bildes nehmen Boden und dadurch auch Spiegelungen ein. Die Füsse unter dem Tisch - vier beschuht, zwei barfüssig ? trommeln, klappern, schlagen fünfstimmige Rhythmen. Die am Boden liegende Kamera lässt das Bild mitflimmern, d. h. die Vibrationen stören die elektronische Bildaufnahme und manifestieren sich in Form von Störungen auf dem Band.
Gegenschnitte auf die Oberfläche des Tisches zeigen Sequenzen eines Mikadospiels - immer wieder werden die im Rhythmus wippenden Füße durch das neuerliche Auswerfen der Mikadostäbe auf den Tisch unterbrochen.

Diese Szenen sind die Anfangssequenzen des Videos "Skizzen nach dem Motiv der Hecke". Der Titel verweist auf die Richtungslosigkeit der Absichten innerhalb des Videos. Denn welches Motiv, ausser dem, möglichst viel Licht zu ergattern, könnte eine Hecke haben? Die Musikband "Pas Paravant" (beschrieben u. a. im Text zum Video: "When She Came Out Of The Bathroom" von Renate Kowanz-Kocer) ist hier wohl mit der Metapher Hecke umschrieben. Das Video begleitet die Band und deren Musik, unter anderem wird eine fiktive Aufführung in Schottland durch die Aneinanderreihung von Fotos, die die Bandmitglieder während eines tatsächlichen Aufenthalts in Schottland geschossen haben, dargestellt. Ein gesprochener Text von Clementine Deliess begleitet die Bilder und erzählt den BetrachterInnen Eindrücke und Vermutungen einer mitreisenden Person.
Episodenhaft reihen sich improvisierte kurze Stücke und Bildsequenzen aneinander, ohne eine gemeinsame Geschichte zu verfolgen. In einem Abschnitt versuchen drei Bandmitglieder während eines Kopfstandes Musik zu improvisieren, in der Nachbearbeitung wird das Bild gedreht: Karl Kowanz versucht hier die Herangehensweise an die Pas Paravant?sche Musikproduktion, die hauptsächlich auf Improvisation mit Nachbearbeitung basiert, auf das Medium Video zu übertragen.

Männer spielen mit Hanteln, binden sich an ihren Krawatten aneinander oder sind einfach schön. Eine junge Frau führt einen künstlerischen Ausdruckstanz aus, Männer und Frauen mit Instrumenten und Notenständern "spielen" ein Sprechtheater, in dem Galilei besucht wird. Genau arrangierte Bilder wechseln sich mit der dokumentarischen Beobachtung von Abläufen durch die Kamera ab. Die Liste der Namen, die an der Herstellung des Bandes beteiligt waren, sprechen für eine gewisse Wiener Szene Anfang der 80er, die versuchte, die Sparten innerhalb der Kunst aufzubrechen. (Suess)


Spezifikationen

30min stereo Farbe PAL

Technisches Protokoll

U-Matic LB (Aufnahme, Schnitt); Mehrfacheinspielung via Luminanzkey und mechanisch-analoger Lichtrollenmaschine (Eigenbaumaschine Karl Kowanz); U-Matic LB (Master)

Mitarbeit

Clementine Deliss (Text); Renate Kocer (Schlagzeug; Aktion); Brigitte Kowanz, Franz Graf (Kamera); Karl Kowanz (Saxophon, Aktion, Konzept); Wolfgang Poor (Saxophon, Aktion); Günther Schrom (Aktion); Wolfgang Stengl (Gitarre, Aktion); Hans Weigand (Gitarre, Aktion); F. Dorner (Gitarre, Aktion) I. Kugler (Aktion)

Produktion

Karl Kowanz

Postproduktion

Universität f. Angew. Kunst / MKL. Prof. Oswald Oberhuber

Edition

Casablanca Videoedition

Copyright

Karl Kowanz

Sichtungskopie

Medienkunstarchiv Wien