Freedom Hopapa Io   Austria   1988

Karl KOWANZ  

Karl Kowanz unterrichtete Anfang der 80er Jahre an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien als einer der ersten im Bereich Video. In deser Zeit wirkte er auf eine Gruppe junger Medienschaffender animierend und vor allem auch anregend in bezug auf eine Hinterfragung der Techniken des Mediums Video. Es formierte sich eine Videokunstszene, die das elektronische Bild zu einer neuen Realität statt zum Abbild erklärt.

Die gesellschaftspolitischen Inhalte und TV-kritischen Arbeiten der 70er Jahre weichen somit einem videographischen Bild, das den Anspruch auf eine neue Kunstform erhebt. Karl Kowanz baut immer wieder Maschinen und Apparate, mit denen er die technischen Möglichkeiten des Mediums Video auszuloten versucht. Er kreiert Begriffe wie "Mehrfachsandwich" (Ineinanderkopieren durch Ein- und Ausstanzen von bestimmten Bildinformationen und verfremdeten Videogenerationen) und "Lichtrollenmaschine" (Veränderungen von Bildinhalten in sogenannter Echtzeit). Die Verbindung zur Performance und Inszenierung innerhalb der so erzeugten Realitäten tauchen immer wieder auf: der rein technischen Untersuchungen an den Ungenauigkeiten von analogen Videoapparaturen innerhalb seiner Videoinszenierungen stellt er die intuitiv-spontane Arbeit der Performance gegenüber.

Das Video "Freedom Hopapa Io" ist für Kowanz ein Versuch, sich wieder der Sprachlichkeit von Super-8 zu bedienen. Für ihn, der Video in seinen Arbeiten nach den technischen Möglichkeiten untersuchte, übte Super 8 aufgrund der Grammatik der Einzelbildabspielmöglichkeit und des Rückwärtsspielens in Verbindung mit Live-Musik und Performance seit seinen Anfängen innerhalb der Super-8 Landschaft eine postexperimentelle Anziehungskraft aus. Karl Kowanz arbeitete seit Anfang der 80er Jahre mit der von ihm gegründeten Band Pas Paravant an der Produktion von Musik/Video-Performances, in denen er den Aktionsräumen der Musikperformance das reproduzierbare Element des Mediums Video gegenüberstellt und gleichsam mit-performen lässt.

Die Mitglieder der Formation Pas Paravant waren nicht immer die gleichen und ein Name für die Gruppe fand sich erst drei Jahre und sieben gemasterte Audiokassetten nach der Gündung. In den Jahren 1983 - 1991 arbeiteten daran zumeist Renate Kowanz-Kocer (Schlagzeug), Karl Kowanz (Saxophon), Wolfgang Stengl (Gittare), Hans Weigand (Gitarre), ManfredDU Schuh (Gesang), Wolfgang Poor (Saxophon), Günther Schorm (Bass).

Die Aufführungen sind zahlreich, u. a. in der Galerie Grita Insam, die konsequent interdisziplinäre Arbeiten, Video und Performances unterstützt hat, sowie bei der Ars Electronica in Linz. Die Musik beschrieb Wolfgang Kos in einem Cover der Pas Paravant Schallplatte "Brot und Spiele" so: "Diese Kurzstücke sind ziemlich wilde Ritte: Sie sind bläseruntypisch komponiert, weil sie den Spielern keinen Platz zum Anblasen und Luftholen lassen ... Auch die Computerstücke, die mitunter tanzmusikalisch dahinschaukeln wie minimalistische Spor-Coupes, haben ihre Tücken: Da ist die flotte Glätte eines Orgelsounds á la Sixties, da ist aber auch percussive Unrast..."

Video ist bei den räumlichen Inszenierungen von Karl Kowanz immer zugegegen, in Freedom Hopapa Io spielen die Akteure der Musikperformance die Hauptrolle, die Apparate verdoppeln, wiederholen, spielen rückwärts, verdecken - lassen die Musiker und die Musikerin in der schier endlosen Motorisierung durch Klang performen. Freedom Hopapa Io zeichnet eine Musikperformance nach, die durch Echtzeitbearbeitung in verschiedene asynchrone Realitäten schlüpft. (Suess)


Ausstellungen

Zwei Zimmer. Pas Paravant und Gäste, 1988

Galerie Grita Insam, Wien, Austria

Spezifikationen

6min stereo Farbe PAL

Technisches Protokoll

U-matic HB, S-8 Film (Aufnahmen); Mehrfacheinspielung via Luminanz-Key über mechanisch-analoge Lichtrollenmaschine (Eigenbau: Karl Kowanz); U-Matic HB (Master)

Mitarbeit

Musik und Performance: Renate Kowanz-Kocer, Wolfgang Poor, Günter Schrom, ManfreDu Schuh, Wolfgang Stengl, Hans Weigand

Produktion

Karl Kowanz

Postproduktion

Hochschule für Angew. Kunst/MKL Prof. E. Caramelle (jetzt: Universität für angewandte Kunst)

Copyright

Karl Kowanz

Sichtungskopie

Medienkunstarchiv Wien