When She Came Out Of The Bathroom   Austria   1991

Renate KOWANZ-KOCER  

"When She Came Out Of The Bathroom" titelt ein Musikstück der Wiener Experimentalband Pas Paravant und eine Videoarbeit des Bandmitglieds Renate Kowanz-Kocer. Es ist sehr gut möglich, dass die Formation - Kowanz-Kocer war zehn Jahre lang die einzige Frau der Band - das Stück When She Came Out Of The Bathroom unmittelbar nachdem die Protagonistin aus dem Bad kam, arrangierte.
Zunächst wird zufällig und spontan der momentanen Stimmung Rechnung getragen. Im weiteren Umgang aber mit dem quasi Beiläufigen, wird durch die Pas Paravant`sche Gewichtung Spontanes zur elitären Manifestation. Improvisation und Prozess werden mit exakten Bearbeitungen in ihrem Wesen untersucht und einer Wertigkeit zugeordnet, die Anlass genug ist, das Leben zur Kunstform zu erklären.

Die Veröffentlichung dieses Videos war gleichzeitig Teil des letzten Live-Auftritts der Band. In den Arbeiten Pas Paravants verschmelzen Akustik, Video, Performance, Malerei und Literatur: alles ist Dichtung. Seit der Formierung 1980 verstand sich Pas Paravant eher als Künstlervereinigung, denn als klassische Band und erhob nach Fluxus und Popart Anfang der 80er Jahre erneut Anspruch auf Aufhebung der Sparten innerhalb der Kunst.

So ist auch das Video weder Musikvideo, noch Tanzvideo, obgleich Renate Kowanz-Kocer hier zu einem Musikstück tanzt. Die Arbeiten der Künstlerin sind am ehesten als Videoperformaces zu beschreiben. In ihren früheren Werken erhält das Video innerhalb der Performances zumeist dokumentarischen Charakter, wenngleich der Ausschnitt immer auch die Inhalte mitbestimmt - durch das Wegschneiden oder die Konzentration auf einzelne Körperteile.

In When She Came Out Of The Bathroom werden Bewegungen sequenzartig aneinander gereiht. Körperteile und Fetzen der eigenen Arme, nie den ganzen Körper, zeigt Renate Kowanz-Kocer hier; die Kamera ist zumeist fix auf ihren Torso gerichtet, nie wird das Gesicht erkennbar.

Nicht die Endlosschleife allein gibt dem Betrachter das Gefühl, des nie enden wollenden Tanzes, sondern vor allem auch die dynamische Schnittfolge, die die Bewegung durch eine scheinbar imaginäre Kraft weitertransportiert: der Körper ist eine Maschine, die durch die Musik angetrieben wird. Dieses Maschinenhafte wird durch analoges "Keyen" ein und der selben Szene und der daraus resultierenden videographischen Verzögerung noch unterstützt. Die Bewegung erfährt eine Nachzeichnung: Arme, Gesicht und Haare tanzen in den einzelnen Sequenzen, als würden sie wie das Licht einer Fackel, die in der Dunkelheit schnell bewegt wird, unser Auge täuschen. Kowanz-Kocer erreicht mit diesem Effekt auch eine fast malerische Auflösung der Videobilder, Standbilder aus der Serie lassen an Bilder von Maria Lassnig oder Georg Baselitz denken.

Zur Aufführung gelangte das Video beim Medienkunstfestival Transformator 1991 in St. Veit an der Glan (Kuratoren Hemma Schmutz und Herwig Turk). Dieses brachte (Medien-)Kunst nicht nur in die Schaufenster einer kleinen Stadt in Kärnten, sondern liess Produktionsstätten dort ansässiger Firmen Schaupatz von Symposien oder Performances werden. So spielten und performten Pas Paravant in einer Bühnenkonstruktion, die von der Künstlergruppe in einer der Fabriken der Funderwerke gestaltet und in Zusammenarbeit mit der Belegschaft des Werkes aufgebaut wurde.

Der Weg des Betrachters durch die labyrinthartige Struktur endete entweder vor den installierten Monitoren - auf denen die Videoarbeit von Kowanz-Kocer lief - oder in einem Sektor vor einer kreisrunden Fläche inmitten der verschachtelten Wege, der eigentlichen Bühne. Dort nämlich spielten die Musiker neunzig Minuten lang "The Beat Must Go On."

Durch die Bühnenkonstruktion erreichten die Musiker innerhalb der unterschiedlichen Wege zur Schallquelle eine Auslotung des Resonanzkörpers Labyrinth. Jede/r der MusikerInnen spielte sozusagen in einen Trichter, in einen möglichen Weg aus der "Bühne" heraus. Die Akustik des Sounds änderte sich mit dem Standpunkt des Betrachters. Die Videoarbeit "When She Came Out Of The Bathroom" als Teil der Aufführung diente als Labyrinth im Labyrinth: The Beat Must Go On, When She Came Out Of The Bathroom und alles ist möglich bzw. es könnte auch ganz anders sein. (Suess)


Ausstellungen

TRANSFORMATOR, 1991

transformator, St.Veit/Glan (K), Austria

Spezifikationen

10min stereo Farbe PAL

Technisches Protokoll

U-Matic HB (Highband), Luminanz-Key (Mechanische Eigenbaumaschine von Karl Kowanz). Master: U-Matic HB

Mitarbeit

Karl Kowanz (Kamera); Pas Paravant: Karl Kowanz, Renate Kowanz-Kocer, Wolfgang Poor, Günter Schrom, ManfreDu Schuh, Wolfgang Stengl, Hans Weigand (Musik)

Produktion

Renate Kowanz-Kocer

Förderung

Transformator, Medienkunstfestival St. Veit an der Glan/Land Kärnten; Funder-Werke, St. Veit an der Glan

Copyright

Renate Kowanz-Kocer

Sichtungskopie

Medienkunstarchiv Wien