In Ihrem Video TIK TAK TALK spielt Carla Degenhardt eine Videokünstlerin, die als Gast einer imaginären Talkshow zwar immer auf ihrem eigenen Sofa und in ihrem eigenen Wohnzimmer sitzen bleibt, aber mit den unterschiedlichen Redemeistern deutscher Fernsehanstalten quasi gleichzeitig korrespondiert. Zapp. Mit den Insignien ihrer jeweiligen Show erleben wir Vera, Ilona, Sonja, Brite, Susi ... in einer fast unerträglichen Dichte: durch die Herauslösung der - von sportlich-optimistischen bis zu fatalistisch-trauernden - Statements und Phrasen professioneller Quotenredekunst klatscht dem Zuseher das Elend des Zusehers ins Gesicht.

Talkshowgast alias Carla Degenhardt bleibt gelassen und ganz Künstlerin - widmet sie sich doch den wichtigen Dingen im Leben; sie erzählt von der Seele der Fernbedienung, dem unabsichtlichen Tastendruck, der ihr die ganze Welt ans Herz gebracht hat, von der Möglichkeit mittels Videorecorder aus einer Minute ein ganzes Leben werden zu lassen..., während die Kamera des Schriftstellers Franzobel versucht, die ?Videokünstlerin? durch Aufnahmen im Microbereich und beharrlichem Verweilen auf deren Socken zu einer medialen Entblößung zu bringen.

Trotz Socken und Intimität: Die Künstlerin entspricht mit abgehobenen Meta-Ebenen-Talks dem Klischee der Künstlerin genauso wie den Klischees des in TV-Spots ans Licht gezerrten Sonderlings, auch wenn sie innerhalb ihrer Ausführungen den Talkmeistern Geheimnisse aus dem Kunstbetrieb preisgibt: ?Mir geht es wie den anderen, alle tun so, als würden sie etwas machen, es schaut sich sowieso niemand irgendwas an?, ?es muß etwas passieren, durch die Kunst sterben Zellen ab, die nicht mehr nachwachsen?. Kritik am Kunstmarkt, am eigenen Tun und die Erkenntnis, daß das nicht für ein Millionenpublikum ist. Dazu moderiert der Talkmeister in die Signation der Sendung den tröstenden Spruch: ?Kuck mal in dir nach, was dir fehlt, ob Sie vielleicht Stille brauchen, ob Sie vielleicht Licht brauchen, ob Sie vielleicht Zuwendung brauchen. Ich weiß es nicht, aber ich wünsche mir so sehr, daß Sie es finden.? (Suess)

Ausstellungen

Apasionado Apasionada, 1998

Galerie Steinek, Wien, Austria

Lost in her Art. Toute á son Art. Ein wenig Kunst, 1998

Galerie Pohlhammer, Steyr (OÖ), Austria

Spezifikationen

17min 50sec mono Farbe PAL

Technisches Protokoll

TV-found footage Material, Mini Digital Video (Aufnahme); Media 100 (Digital Schnitt); Beta SP (Master)

Mitarbeit

Camera: Franzobel

Produktion

Carla Degenhardt

Postproduktion

Zone, Wien

Förderung

Bundeskuratorin für Kunst Lioba Reddeker

Edition

Basis Wien

Copyright

Carla Degenhardt

Sichtungskopie