The Spring Project   Austria   1995

Doris GUTH   Peter KOGLER   Matthias MICHALKA   Franz POMASSL   Johannes ROSENBERGER   Matta WAGNEST  

Die Ausstellung THE SPRING PROJECT in den ehrwürdig-berüchtigten Atelierräumen des Ambrosi-Museums inmitten des Wiener Augartens ist, verglichen mit der Schwere der kultischen Verehrung eines Gustinus Ambrosi, ein frühlingshaftes Unternehmen. Das KuratorenInnenduo Doris Guth und Matthias Michalka vereinte rund zwanzig österreichische Künstlerinnen und Künstler, die sich auf verschiedenste Art und Weise den Räumlichkeiten und der Aura des Bildhauers Ambrosi annäherten. So waren - von der Toninstallation bis zur Netzwerkkunst - die unterschiedlichsten Positionen aus der Mitte der 90er Jahre vertreten, wobei das Ambrosi-Areal einer umfassenden Neuinterpretation unterzogen worden war.

Das Video zur Ausstellung zeigt verschiedene Sichtweisen und Blicke auf die Ausstellung von vier KünstlerInnen: Johannes Rosenberger, Peter Kogler, Franz Pomassl und Matta Wagnest dokumentierten die Ausstellung in Beiträgen von je ca. fünf Minuten Länge. Vorangestellt haben die KuratorInnen einen scheinbar gerechten Kuratorenblick; die Kamera von Doris Guth und Matthias Michalka dokumentiert die Arbeiten der an der Ausstellung beteiligten KünstlerInnen und -gruppen:
Thomas Baumann/Martin Kaltner, Julija Ezergailis, Peter Friedl, Kurt Hentschläger/Ulf Langheinrich, HILUS, Martin Hodel/Eric Schumacher/Andrea Clavadetscher, Margarethe Jahrmann/Max Moswitzer, Robert Jelinek, Friederike Klotz, Dorit Magreiter, Isa Rosenberger, Octavian Trautmansdorff, YOU NEVER KNOW und Rhonda Zheng.

Diese Kamera wird auch beispielsweise von den Hühnern in der Galerie (Beitrag der Gruppe: You Never Know) oder von den gleissenden Stobe-Lichtern auf Dutzenden von Ambrosi Skulpturen (Beitrag: Julija Ezergailis) nicht ausserordentlich irritiert: gleichmässig wird durch The Spring Project gewatet um alle Exponate und jeden Winkel der Ausstellungsräume gleichberechtigt zu zeigen; Schwenk, Zoom hin, verweilen, Zoom weg, Schwenk zum nächsten Objekt, lautete hier die Regieanweisung, oder: Versuch eines nicht werten wollenden Blicks.

Und da es diesen Blick ohnehin nicht gibt, sondern bestenfalls eine Absicht vermittelt werden kann, luden Guth und Michalka KünstlerInnen und Künstler ein, die um die Diskrepanzen von Machen, Vermitteln und Dokumentieren durch persönliche Betroffenheit als Kunstschaffende bestens Bescheid wissen. Gleichzeitig stellt die Aufforderung, mit der Dokumentation Aussagen zu treffen und gleichzeitig künstlerisch tätig zu sein, ein Spannungsfeld dar, das zu untersuchen den Kuratoren ein Anliegen war.

Johannes Rosenberger beginnt seine Beobachtungen im Augarten und somit vor dem Ausstellungsraum. Mit fotografischen Close Ups arbeitet er sich detailreich von Ausstellungsbeitrag zu Ausstellungsbeitrag. Der Filmemacher schneidet viel vom Raum weg und zeigt in Ausschnitten die visuellen Oberflächen der Beiträge. Bei Peter Kogler erleben wir das suchende Auge eines Ausstellungsbesuchers. Ein Drittel der Beiträge bleibt ausgespart. Ob bewußt oder schlicht übersehen; der Rezipient Kogler ist ein Besucher der nicht alles sehen kann. Koglers dokumentarischer Blick auf die Ausstellung ist ein subjektiver Filter der Auswahl von Exponaten.

Franz Pomassel betrachtet die Ausstellung schliesslich ausgehend von den Rändern der Galerie und findet die Arbeiten innerhalb der Bereiche Prozess und Merchandising: Einladungskarten und Plakat (Beitrag der Künstlerin Dorit Margreiter), Lagepläne der Raumaufteilung, angebotene Lutscher (Beitrag der Gruppe Sabotage), die Preisschilder von "The Spring Project"-T-Shirts. Pomassel zeigt die (Meta-)kommunikationsformen der Ausstellung und beobachtet die Benutzung dieser durch die BesucherInnen.

Matta Wagnest beobachtet nicht Raum und Zwischenraum, sondern was in den Maschinen drin ist: z.B. die digitalen Datenpakete der von der Künstlergruppe HILUS erarbeiteten kontextuellen Information über die Beziehungen der Beiträge und KünstlerInnen der Ausstellung zueinander.
Abschliessend nimmt sich die Künstlerin selbst auf: Matta lutscht genüsslich den ?Alibi?-Lolly mit dem Titel: ?Alles was sie jetzt sagen, kann gegen sie verwendet werden?. Diesen Titel der Arbeit von Sabotage, sowie die vollständigen Beschreibungen der Ausstellungsbeiträge sind neben Informationen, Biographien der KünstlerInnen, einem Pressespiegel und einer Diskussion über die Rezeption in den Medien auf den Seiten des The Thing Vienna Providers nachzulesen. (Suess)


Ausstellungen

The Spring Project, 1995

Österreichische Galerie Belvedere Augarten, Wien, Austria

http://thing.at/spring/sp_main.html

Spezifikationen

34min mono Farbe PAL

Technisches Protokoll

High 8 Video (Aufnahmen); Amiga Aimationen (Computeranimationen); U-Matic High Band (Master)

Mitarbeit

Schnitttechnik: Gebhard Sengmüller; Musik: Martin Hodel, Eric Schuhmacher, Andrea Clavadetscher

Produktion

Doris Guth, Matthias Michalka

Postproduktion

HfaK, MK für Visuelle Mediengestaltung, (jetzt Universität)

Förderung

Österreichische Galerie; City Color; Gang Art; The Thing, Vienna

Edition

Österreichische Galerie

Copyright

Österreichische Galerie, D. Guth, Matthias Michalka

Sichtungskopie

Medienkunstarchiv Wien