Stiegen Stairs Scale Stopnisce Lestnica   Austria   1998

Heidemarie SEBLATNIG  

Die Bedeutung der Treppen hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert und der Diskurs über Treppen, Stiegen, Stairs ... innerhalb der Architekturtheorie währt solange es Treppen gibt. Es gibt sogar eine "Scalalogie", die es sich u. a. zur Aufgabe gemacht hat, zahlreiche Treppen zu untersuchen und zu vermessen.

In der Videoarbeit "Stiegen Stairs Scale Stopnisce Lestnica" will Heidemarie Seblatnig der Aufarbeitung der Geschichte der Treppen einen Aspekt hinzufügen: Die Dekonstruktion von männlicher Machtdemonstration durch Treppen: "Der Fortschritt hat die Männer stolz die Treppe emporsteigen lassen. Alles schien denkbar einfach. Nun blicken wir auf die patriarchale Architektur wie in eine kalte Heldengräberlandschaft." (aus: Ria Endres, Am Ende angekommen.) Über wuchtige Treppen ging Mann nicht, Mann beschritt sie und war Mann oben angelangt, blickte Mann huldvoll nach unten. Um eindeutig zu sein, wurden zumeist "oben" Monumente eindrucksvoller Männer platziert.

Die Erfindung der Rolltreppe dürfte die Einstellung zu Treppen grundlegend verändert haben. Rolltreppen werden nicht mehr zur Selbstdarstellung benutzt; sie dienen zum raschen Transport von möglichst vielen Menschen.
Seblatnig vermutet innerhalb der gesellschaftlichen Veränderung auch einen Machtverlust für die Männer, und Viagra erscheint da bloss als adäquates Mittel einer Übergangsepoche. So beginnt ihre Videoarbeit unter Wasser, wo ein computergenerierter Penis Spermatropfen ins Wasser spritzt, welche dann mit Hilfe der Treppe aus dem Wasser gelangen. Anschliessend tastet die Kamera Treppen in den Städten Wien, Odessa, Rom, Fiuggi, Ljubljana, London, Wien ab und videographiert berühmte historische und architektonische Monumente genauso wie anonyme Verbindungswege zwischen unten und oben, zwischen hier und da. (Suess)


Spezifikationen

25min mono Farbe PAL

Technisches Protokoll

Sony Digital Video Camera (Aufnahme); Apple Power Mac 8500 AV (3-D Computeranimation); Media 100 (Schnitt- und Postproduktion); Beta SP (Master)

Mitarbeit

Computeranimation: Peter Ferschin; Musik: I-Tsen Lu; Künstlerische Beiträge: Christian Smretschnig, Dagmar Bever.

Postproduktion

Institut für EDV-gestützte Methoden, TU Wien

Förderung

Bundeskuratorin für Kunst Lioba Reddecker

Edition

Basis Wien

Copyright

Heidemarie Seblatnig

Sichtungskopie

Basis Wien, Kunst, Information und Archiv, Wien