Eine in einem Zugabteil fix installierte Kamera nimmt bei offenem Fenster die vorbeiziehende Landschaft auf: Napoli - Wien. Die sprachliche Schilderung der Zugfahrt ist in der Tat weniger eine präzise Beschreibung des real Gesehenen als vielmehr der Versuch eines Erfassens des sich dauernd Verändernden und Verflüchtigenden.

Die Flut von sich überlagernden Seh-Stimuli führt letztlich zu einer gedanklichen Rekonstruktion des Gesehenen, die Wahrnehmung ist demnach eine im wesentlichen kognitive. Letztlich zwingt die Videoarbeit zum Loslassen vom gedanklich Wahrgenommenen und erlaubt dem primär visuellen Geschehen Vertrauen: es eröffnen sich dem Auge ausserordentlich vielschichtige bildnerische Strukturen. Eine Zugfahrt als Bilderfluss in den Medien der Gegenwart: TV und Video.

Siegrun Appelts Werkreihe Landscape erfasste bisher schon einige Zugstrecken zwischen Wien, Graz, Wanne-Eickel, Neapel und Berlin mit Video- und Fotokamera. Sie liefert dadurch nicht nur Bilder aus der Optik des apparativen Blicks (Christoph Doswald), die mit dem menschlichen Auge allein nicht wahrnehmbar wären, sondern auch durchaus interessantes dokumentarisches Material über die architektonischen Befindlichkeiten der Landschaft längs europäischer Geleise. (Suess)

Ausstellungen

Siegrun Appelt. Napoli - Roma, 1998

Galéria Knoll, Budapest, Hungary

Spezifikationen

47min stereo Farbe PAL

Technisches Protokoll

Hi 8 (Aufnahme); Media 100 (Postproduktion); Beta SP (Master)

Postproduktion

Triton Verlag, Wien

Förderung

Bundeskuratorin für Kunst Lioba Reddeker

Edition

Triton Verlag, Wien

Copyright

Siegrun Appelt

Sichtungskopie