The Spirit of St. Lucifer Nr. 3   Austria   1992

Margot PILZ  

Margot Pilz rekurriert in ihren Arbeiten auf den kritikfähigen Geist des vernunftbegabten Menschen: Zivilisationsprozesse, Modernisierungsdebatten, die Zerstörung natürlicher Ressourcen und damit parallel laufende soziologische Entwicklungen wie Entfremdung und Entindividualisierung sind die Themen, mit denen sich die in Holland geborene und in Indonesien aufgewachsene Künstlerin vorrangig beschäftigt hat. Dabei bezog sich Pilz in dieser ?Anti-Globalisierungskunst? avant la lettre weniger auf einen kritischen Diskurs innerhalb des Kunstfeldes selbst ? sei es dessen aktionistische, agitatorische oder konzeptuelle Variante ?, als vielmehr auf außerhalb aufgegriffene Themen (Umwelt, Feminismus, Soziologie). In dieser Hinsicht ist Margot Pilz vielleicht auch am ehesten mit ihrer österreichischen Kollegin Valie Export zu vergleichen, die vor allem in ihren späteren Medieninstallationen globale Missstände angeprangert hat. (Man muss hier aber auch erwähnen, dass Pilz, um einige Jahre älter als Export, als eine der ersten KünstlerInnen in Österreich damit begonnen hat, digitale Daten in ihre Arbeiten einzubeziehen.)
Einen solchen appellativen Charakter impliziert auch die Arbeit ?The Spirit of St. Lucifer Nr. 3?, die sich zusammen mit anderen Medienskulpturen Pilz´ in der Sammlung des niederösterreichischen Landesmuseums befindet. Auf einem Monitor, eingebaut in ein sockelartiges Gehäuse aus Nirosta, läuft das Endlosvideo eines fliegenden Adlers. Gleichsam eingesperrt in eine ?unnatürliche? Kiste, symbolisiert die Arbeit die Grausamkeit und Überheblichkeit des Menschen, die Bahnen eines Wildtieres einzuschränken, vergleichbar der Hybris von Ikarus, der sich in die Lüfte schwingen wollte. Schließlich referiert ?The Spirit of St. Lucifer? im Titel auf ?The Spirit of St. Louis?, jenem Flugzeug, mit dem Charles Lindbergh den Atlantik überflogen hat.
(Patricia Grzonka)


Ausstellungen

Die Auflösung der Fotografie - Der kalte Raum, 1992

Blau-Gelbe Galerie, NÖ Landesgalerie, Wien, Austria

Spezifikationen

40sec SW PAL

Technisches Protokoll

Video S-VHS (Master) mit dem Flug eines Adlers, kopiert aus dem Fernsehen, Schnitt analog

Videoinstallation/Videoskulptur mit Gehäuse aus gebürstetem Nirosta, Eisengitter; Monitor, Videoplayer, Tape; neun Bilder "Nebelflug", Siebdruck auf Eternit

Mitarbeit

Schloßer (anonym)

Produktion

Margot Pilz

Copyright

Margot Pilz

Sichtungskopie

Niederösterreichisches Landesmuseum, St. Pölten