Splace   Austria / Japan   1996

Karl-Heinz KLOPF  

?... ich habe Natur nie so richtig als notwendig empfunden...? ?If you are very rich or very poor, you cook at home.? ?Ich war letztes Mal ausserhalb der Stadt, vor fünfeinhalb Monaten ...? Ausschnitte ausgewählter Interviewpassagen mit StädteplanerInnen und ArchitektInnen aus Tokio ? urbane Endlosigkeiten, dargestellt entlang einer exemplarischen Architekturgeschichte dieser Megalopolis.

Bilder aus dem asiatischen Grossstadtdschungel mit interaktiven Stadtplänen und automatisierte Zwischenstationen des Ankommens und Abfahrens ? dazu Äusserungen zur Fähigkeit, ?sich wegträumen zu können?. Splace verfolgt einen möglichen Weg durch die Stadt und versichert dabei, dass es unendlich viele gibt. Karl-Heinz Klopf interessiert sich vor allem für die Übergänge und Schnittstellen von gebauten, virtuellen und individuell besetzten Räumen: ein Raum kann Privatheit, Übersicht über andere Räume oder auch Heimat bedeuten; je nach dem, welche Besetzung ihm zugeschrieben ist, wie er benutzt wird und ob eine Identifikation stattfindet.

In der Videoarbeit ?Splace? sind die BetrachterInnen unterwegs in Tokio: zwischen gebauter Architektur (z. B. dem 1966 von Architekt Takamitsu Azuma geplanten Shibuya/Turmhaus) und urbaner Check-Ins wie U-Bahnen, Drehtüren, Empfangshallen. Splace visualisiert strukturbedingte Wege, Fahrten und die gestaltete Zeit auf diesen Fahrten. ?... man ist zum Teil frustrierend viel unterwegs, um minimale Bedürfnisse abzudecken, weil diese Stadt wahnsinnig funktionalisiert ist.?

Andere InterviewpartnerInnen erleben das Leben in der Stadt vielfach als ein Abwägen des finanziell leistbaren Abstands zum Stadtzentrum versus der Zeit, die dafür aufgebracht werden muss: bei zwei mal zwei Stunden Fahrtzeit ?ist ein Haus im Grünen möglich?.

Der ursprüngliche japanische Wohnstil ist durch die Europäisierung des Städtbaues verloren gegangen. Die Struktur des urbanen Wachstums führt zu vielen nicht definierten Räumen, Orte ausserhalb persönlicher Identifikationen und jenseits von stabilen privaten Besetzungen.

?Ich habe hier nichts. Ich habe keinen richtigen Platz, wo ich mich zu Hause fühlen kann. Der Ort, wo ich aufgewachsen bin, ist total zerstört. Das ist nur mehr ein flaches Grundstück. Rundherum ist alles zerstört von dem Konzern.? ?Wir Architekten haben die Qualität des Raumes zu gewährleisten.?

Bei der gleichnamigen Ausstellung ?Splace? in der Galerie Stadtpark (Krems 1996) wurden zwei Monitore am Fenster so positioniert, dass das Video gleichzeitig von innen und von aussen betrachtet werden konnte. Mit einer ?weichen Wand? (Soft Wall), gebaut aus einer weissen Plane, die parallel zur Glasfront durch den Ausstellungsraum verläuft, wurde der Blickausschnitt auf die Straße hinaus bzw. in den Innenraum hinein verändert.

Auszug aus der Broschüre ?Splace? von Karl-Heinz Klopf und Sigrid Kurz: ?Das Konzept für den Videofilm entwickelte sich aus der Vorstellung, individuelle Raumerfahrungen der Präsenz des gebauten Umfeldes gegenüberzustellen und zu verflechten. Eine Verflechtung verschiedener, sich bedingender Substanzen, die sich in ihrer Wechselwirkung konfrontieren, kollidieren und deren Architektur überlagern.?
(Suess)


Ausstellungen

Splace, 1996

Galerie Stadtpark, Krems (NÖ), Austria

Cities on the Move. Contemporary Asian Art on the turn of the 21st century, 1997

Capc Musée d'art Contemporain, Bordeaux, France

P.S.1, New York, U.S.A

Wiener Secession, Wien, Austria

Spezifikationen

1h 3min stereo Farbe PAL

Technisches Protokoll

Super-Videohomesystem (S-VHS); Avid Composer (Digital Cut); Beta SP (Master)

Mitarbeit

Takamitsu & Setsuko Azuma, Yoshiko Inaba, Kei´ichi Irie, Toyo Ito, Wilhelm Klauser, Nobuko Morita, Shihoko Ora, Mie Roth, Arturo Silva, Walter Vogl, Shin & Yoko Watanabe (InterviewpartnerInnen); Sigrid Kurz (Konzept und Gestaltung); Kurt Hennrich (Editing, Fischer Film)

Produktion

Karl-Heinz Klopf; Sigrid Kurz

Postproduktion

Fischer Film, Linz - Wien

Förderung

Dr. Timmermann, Sektion Kunst Österreichischer Bund; Land Oberösterreich

Edition

VerlagTriton, Wien (Video und Broschüre)

Copyright

Karl-Heinz Klopf

Sichtungskopie

Basis Wien, Kunst, Information und Archiv; Depot, Wien