|
Ob auf ein riesiges Transparent aufkaschiert, mittels Textgenerator auf ein Videoband magnetisiert, im radiophonen Raum als akustische Intervention gesendet, im Dunkel der Nacht als illuminiertes Bild dargestellt, ... : "weiter" von Susanna Morgenstern taucht seit 1993 öffentlich als motorisiertes Wort auf, die jeweiligen Medien als Vehikel benutzend.
"Ein Wort aus der Umgangssprache beschreibt ein Prinzip, stellt seine eigene Repräsentation dar und ist als Wort ein System aus Präsentation, theoretischer Abhandlung und praktischer Umsetzung." (Susanna Morgenstern)
Für den/die BetrachterIn durch die Richtungslosigkeit und durch das Potential einer raumzeitlichen Unendlichkeit irritierend, erweist sich "weiter" als dankbares Objekt ambivalenter Reaktionen, da es die Funktion eines Spiegels erfüllt; "weiter" hat von sich aus keinerlei Inhalt, kann aber jeden annehmen. Je nach Vehikel - je nach verwendetem Medium - nähern sich BeobachterInnen und Beobachtete der Arbeit; geht das Spiel mit Autorität und Widerstand, den die Wortfalle hervorruft, "weiter".
In seiner Mehrdeutigkeit zeigt die ein komplexes System, das von Imperativ, Komparativ, Raum und Zeit bestimmt wird. In seiner Anwendung wird "Einfluß und Wirksamkeit geprobt" (Morgenstern). Bei dem Videoband: "weiter", das die erste mediale Umsetzung des Projekts-in-Progress darstellt, wird auch die Beschaffenheit des Mediums Video hinterfragt. Das Wort "weiter" ist am Bildschirm sichtbar. Das Bild verändert sich augenscheinlich nicht, dennoch bewegt sich das Videoband "weiter". Die Diskrepanzen zwischen dem scheinbar am Bildschirm stehenden Wort, den denotativ vielfältigen Bedeutungen des Wortes und dem Speicherort für die Videosignale: das werden sichtbar. Das Wort am Bildschirm ist zwar für den Betrachter, die Betrachterin ein immer gleiches, dennoch wird es in der Minute aus 24 jeweils neuen Halbbildern neu aufgebaut.
Es liegt im Wesen der Projekte Morgensterns, dass sie nie "wiederholt" werden, obgleich sie konnotativ immer das gleiche darstellen. Die verschiedensten Aggregatzustände des Wortes "weiter" haben also spezifische Plätze. Das Videoband stammt aus dem Jahre 1991 und wurde nie öffentlich aufgeführt. (Suess) |
